Cäcilia ("die Schlechtsehende")

Martyrien und Jungfrau, Rom, †(?) 16.9.229. Patronin der Kirchenmusik und der Sänger, der Geselligkeit und der Vereine.


In der Stadt der Musik Halle steht auf dem Marktplatz das Denkmal von Händel. Wer das Notenpult betrachtet, erkennt auf ihm das Bild einer Orgelspielerin. Es ist die heilige Cäcilia von Rom. Sie ist auch auf dem Hochaltar in unserer Kirche abgebildet. Ihre Kennzeichen sind Musikinstrumente, meist die Orgel. Sie gilt als Patronin der Kirchenmusik. Der Name wird von "caecus - blind" hergeleitet.

Ihre Geschichtlichkeit kann nicht nachgewiesen werden. Nach 486 bemüht man sich, ihr einen Hintergrund zu gestalten. Dabei spielt ein Caldarium, ein altrömisches Warmdampfbad - unseren heutigen Saunaräumen ähnlich - eine wichtige Rolle.
Man versuchte, Cäcilia durch Überhitzung zu ersticken, weil sie die vorgeschriebenen heidnischen Opfer verweigerte. Die Wärme wurde durch Rohre in den Raum geleitet. Sie wurden in der Darstellung dann zur Orgel.

Die erste Form der Orgel ist die von Ktesibios in Alexandria im 3.Jahrhundert v. Chr. gebaute Orgel, bei der Wasser zur Regelung des Winddrucks diente.
Im 8.Jahrhundert kam die Windorgel von Konstantinopel aus ins Abendland. Wenn Cäcilia also im 3. Jahrhundert mit einer solchen Windorgel abgebildet wird, handelt es sich um einen Zeitfehler ähnlich der Monstranz des heiligen Norbert.
Viele Instrumente, die auf den Bildern dargestellt sind, dienen heute in der Instrumentengeschichte als wichtige Quelle.

Andere Insignien der heiligen Cäcilia sind ein Blütenkranz (Rosen, Lilien), Krone, Kreuz, Palmzweig, Schwert (sie gilt als Martyrin: weil der Erstickungsversuch nicht gelang, wurde sie mit drei Schwerthieben hingerichtet).

Ihre Verehrung kennt als wichtiges Datum das Jahr 545. Damals gibt es eine wichtige Kir-che in Rom-Trastevere, ihre Verehrung wird damals auf den 22. November festgelegt.

Unter ihre Schirmherrschaft stellte sich die Kirchenmusik, Bewegungen zur Erneuerung dieser Musik erhielten den Namen "Cäcilianismus" in den sechziger Jahren des 19. Jahr-hunderts.
In Bayern wurde unter dem Einfluss der Romantik eine Restauration der Kirchenmusik angestrengt. Es ergingen Vorschriften über das "volkssprachliche Kirchenlied", über den Choralgesang und die Mehrstimmigkeit.
Die Musik sollte dem Gottesdienst dienen und kein Konzert mit liturgischer Umrahmung sein.
Vieles, was damals komponiert wurde, ist heute vergessen, wenn es zu sehr den Gedanken dieser Doktrin zuliebe gezimmert wurde.

1868 gründete Witt im Sinne des Cäcilianismus dann den Allgemeinen Cäcilienverband. Durch päpstliche Bestätigung wurde der Verein eine Organisation päpstlichen Rechts. Dazu publiziert der Verein seine Meinung, unterstützt die Diözesanverbände und Chöre und ebnet Wege zu Komponisten und Verlagen.

Musik hat eine wichtige Rolle in der Kirche. Wo sonst werden so viele Menschen durch diese Kunst angeregt, "doppelt zu beten"? Wo wird heute die heilende und meditative Musik der einfachen Menschen praktiziert?