Agatha ("Gute")

Märtyrerin 250 auf Sizilien,von großer Schönheit, um sie zu erschüttern, in ein öffentliches Haus gebracht. Gefoltert (Brüste abgeschnitten). Im Kerker gestorben. Lava durch ihren Schleier zum Stillstand gebracht.


Wer in unserer Kirche betrachtend umhergeht, sieht am linken Nebenaltar drei weiblicheFiguren. Die mittlere ist schnell als Marienfigur erkannt, die rechts von ihr - mit demTurm - als heilige Barbara. Um die links stehende gab es verschiedene Mißverständnisse. Noch im Text an unserer Kirchentür wird sie fälschlich hl. Katharina genannt. Auf ihrem Gewand aber - und nach ihren Attributen - ist es die hl. Agatha.

Das nächste Rätsel ist ihr Feiertag. Bereits im Martyriologicum des hl. Hieronymus im 5. Jahrhundert wie auch in den griechischen Synaxarien werden immer sechs Feierdaten genannt: 5. Februar, 5., 12., 25. Juli, 5. Oktober und der 6. Dezember. Dies und vieles andere weist darauf hin, daß sie von Anfang an eine sehr bedeutende Heilige war.

Agatha von Catania auf Sizilien war eine Jungfrau aus vornehmem Hause und erlitt unter Decius (rÖmischer Kaiser von 249 bis 251) das Martyrium. Obgleich attraktiv und liebenswert soll sie die Heiratsanträge des Sadtpräfekten Quintian konsequent abgewiesen haben - aus Liebe zu Christus. So stand sie dem Ideal der Nonnen - neben der Kirche steht das Haus der Schwestern von der hl. Elisabeth - nahe. Auch nach der vergeblichen Beeinflussung im Bordell der Aphrodisia änderte sie ihre Meinung nicht. Daraufhin wurden ihre Brüste mit einer Zange abgeschnitten, vom hl. Petrus, der ihr erschien, wieder geheilt. Sie erlitt den Tod auf glühenden Kohlen, die mit Scherben gemischt gewesen sein sollen.
Ein Jahr nach ihrem Tod aber brach der Ätna aus. Den heranfließenden Lavamassen zog man mit einem Schleier der Heiligen entgegen, der Feuerstrom kam zum Stillstand.

Aus diesen Bezügen entstanden ihre Patronate: gegen Vulkanausbrüche und Erdbeben wurde sieangerufen, gegen Brustleiden und als Patronin der Armen, aber auch gegen Feuersbrünste undals Patronin aller, die mit Feuer zu tun hatten: Glockengießer, Arbeiter in Kupfer- undGelbschmelzen, Goldschmiede und Berg- und Hüttenarbeiter. Sie kommt so in die Nähe deshl. Florian.

Über die Herkunft der Figuren dieses Altares geht das Gerücht, sie wären aus "dem Mansfelder Kloster" und dort vom kleinen Luther gesehen worden. Diesen Bericht auf gläsernen und tönernen Füßen wollen wir hier nicht näher abklopfen. "Das" Kloster in Mansfeld müßte sein das 1170 gegründete Kloster "as-sumptionis beate Mariae virginis ordinis Benedicti de valle Iosaphat". Über die Klosterkirche - und die etwa dort befindlichen Figuren - schweigen die Urkunden. Luther aber - im Mai 1484 ist die Familie dort hingezogen - war in der Stadtkirche St. Georg von Mansfeld (erbaut 1367, fertig 1497) Ministrant. Der hl. Georg ist der Stadtpatron von Mansfeld. In dieser Stadt ging der kleine Martin (geboren am 10. November 1483) von 1488 bis 1498 zur Schule, danach 1497 in Magdeburg. Mansfeld ist damals eine reiche und große Stadt (3.000 Einwohner). Deshalb zog Luthers Vater auch dorthin. Er kam im Kupferschieferbergbau zu einem bescheidenen Reichtum und beteiligte sich 1508/09 an acht Schächten und drei Herdfeuern. - Die hl. Agatha war Patronin dieser Hüttenmeister.

Neben der Kirche im katholischen Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara gibt es ein "zertifiziertes" Brustzentrum. Dieser technisch-kalte Ausdruck fällt mir ein, wenn man vor der Figur der hl. Agatha steht, deren Patronat gegen Brustleiden einfach menschlicher klingt.