Chorraum

Der Chor mit seinen Spitzbogenfenstern bietet einen angemessenen Platz für den qualitätsvollen spätgotischen Hochaltar. Er stammt in seinen Hauptteilen aus dem Anfang des 16. Jh., die Schreinfiguren wurden wohl aus einem älteren Retabel übernommen, auch die Gemälde zeigen stilistische Unterschiede. Einige Darstellungen - sicher die Taufbilder der ersten Öffnung - wurden 1511 von dem Künstler Georg Jhener aus Orlamünde geschaffen, der uns nur im Zusammenhang mit diesem Kunstwerk bekannt ist. 1841 wurde in dem Altar eine auf 1511 datierte Urkunde aufgefunden, die den Schöpfer des Altares „Georgium ihener de orlamunde…“ nennt.

Der Altar ist als so genannter Wandelaltar ausgeführt, d. h. dem Kirchenjahr entsprechend können verschiedene ansichten - „Wandlungen“ - präsentiert werden. Dies ist möglich durch die zwei Flügelpaare, die drei verschiedene Zustände erlauben. Der vollkommen geschlossene Altar wird noch durch zwei feststehende Flügel bereichert. Über dem frühgotischen Altartisch aus dem 2. Viertel des 13. Jh., der mit Ecksäulen und kleinen Rosetten geschmückt ist, erhebt sich der hölzerne Altaraufbau.

In der Predella - dem Verbindungsstück zwischen Altartisch und -schrein - zeigen drei kleine Tafelbilder die Kreuzabnahme, die Grablegung und die Auferstehung Christi. Bei geöffneten Flügelpaaren sieht man im Schrein die Kreuzigung Christi, flankiert von einer Madonna mit Kind und der Hl. Maria Magdalena. In den beiden unteren der vier seitlichen Nischen stehen links ein Schmerzensmann, rechts die Figur des Hl. Mauritius in Rüstung. Die Tafelbilder zeigen die Hl. Ursula mit zwei Gefährtinnen und den Hl. Mauritius mit zwei Begleitern, beides Heilige, die zusammen mit ihrem Gefolge das Martyrium erlitten. Das Schließen des ersten Flügelpaares lässt in den beiden Mittelfeldern Christus als „Salvador mundi“ und Maria im Strahlenkranz erscheinen. Der Typus dieser Christusdarstellung kam im Laufe des 15. Jh. in der niederländischen Malerei auf. Kennzeichnend ist für diese Darstellung - in der Christus oft als Halbfigur wiedergegeben ist - die zum Segen erhobene rechte Hand und die Weltkugel in der Linken.



Auf den Flügeln sieht man drei weibliche und drei männliche Heilige, rechts die beiden Heiligen Katharina und Magdalena sowie eine nicht näher zu bestimmende Heilige mit Krone, möglicherweise die Hl. Margareta. Links erkennt man die Apostel Petrus und Paulus sowie den Kirchenvater Augustinus. Die Schließung des zweiten Flügelpaares lässt die vier lateinischen Kirchenväter erkennen, auf den Standflügeln ist links wiederum die Hl. Ursula, rechts der Hl. Mauritius zu sehen.

Das Gesprenge des Altares zeigt in der unteren Zone Christus zwischen Maria und Johannes dem Evangelisten, flankiert von Petrus und Paulus. Darüber sieht man eine weitere Darstellung des Hl. Mauritius, zu dessen Seiten links die Hl. Ursula, rechts der Hl. Achatius mit Bischofsstab und Dornenast, dem Zeichen seines Martyriums. Ganz oben steht als Abschluss die Madonna mit Kind. Auffallend ist am Hochaltar - neben der häufigen Darstellung des Kirchenpatrones - die Verbindung des Mauritius mit anderen Heiligen, die wie der Heerführer zusammen mit ihren Gefährten das Martyrium erlitten haben, z. B. die Hl. Ursula oder der Hl. Achatius.

An der nördlichen Chorwand sieht man ein kleines Relief mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige. Es wird ebenfalls Conrad von Einbeck zugeschrieben, die Gestaltung der Köpfe und der Heiligenscheine weist auf den Baumeister als Schöpfer hin.

Blick auf den Chorraum