Baugeschichte

Nach zwei erhaltenen Inschriften an den östlichen Strebepfeilern des Chores wurde der Bau der Moritzkirche am Ostermontag 1388, der auf den 30.März fiel, im Osten begonnen. Architekt und leitender Hüttenmeister war der „magister lapicidarum“ Conrad von Einbeck (Bild), als Bauführer wird ein Peter von Mortal genannt.

Der aus Niedersachsen stammende Conrad hatte die Kunst des Baumeisters Peter Parler, des Architekten des Prager Veitsdomes, kennen gelernt, er erfuhr zwischen 1375 und 1385 seine Ausbildung an der Prager Dombauhütte. Sein Werk fußt daher auf der parlerischen und böhmischen Baukunst. Im Gegensatz zu manch anderer mittelalterlicher Persönlichkeit können wir uns ein einigermaßen angemessenes Bild dieses Baumeisters und Künstlers machen, zumal er uns ein Abbild seines Aussehens überlassen hat. An stolzer Stelle, im nördlichen Nebenchor, fast auf Augenhöhe, ist eine Büste angebracht, die allgemein als der Baumeister und Bildhauer Conrad von Einbeck identifiziert wird. Auch die Büste des Conrad knüpft an die parlerische Kunst an, sie hat ihr Vorbild in den Porträtbüsten der Baumeister und Bauherren im Chorobergeschoß des Prager Veitsdomes.

St. Moritz ist als 7-jochige Hallenkirche, also mit drei gleich hohen Schiffen, und gestaffeltem, dreiapsidialen Abschluss angelegt.
Der erste Bauabschnitt, Nord-, Haupt- und die unteren Teile des Südchores sowie Teile der östlichen Langhaushälfte, waren 1411 vollendet, bereits 1395, 1397 und 1399 sind Altar- bzw. Kultgerätestiftungen überliefert.

Die Weihe fand am Tag des Titelheiligen, am 22. September 1411 statt. Auch die Statue des Kirchenpatrons an einem Pfeiler im Inneren, die ebenfalls aus der Hand Conrads stammt, ist an diesem Tag datiert. Man wird wohl annehmen dürfen, dass der Chorraum soweit fertig gestellt war, dass man die Messe feiern und die Skulptur des Hl. Mauritius ungefährdet von der Witterung aufstellen konnte.

Die Vollendung der drei östlichen Joche um 1448 - allerdings ohne die Mittelschiffgewölbe - konnte der Meister nicht mehr erleben, er verstarb zwischen 1425 und 1430. Doch darf man mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass der ursprüngliche Bauplan, bis auf zeitbedingte Stilabweichungen, eingehalten wurde. Die Außenmauern des westlichen Langhausabschnittes kamen im späten 15. Jh. hinzu, das nordwestliche Kielbogenportal ist auf 1481 datiert.
1493 legte man den Grundstein für den Westbau, in den folgenden Jahren wurde auch das Langhaus vollendet, das östliche Pfeilerpaar dieses Abschnittes ist auf 1504 und 1506 datiert.

Der dreiteilige Westbau, mit seinem mittigen Fassadenturm typisch für die Spätgotik, blieb als Torso in Traufhöhe des Langhauses stehen. Erst im Barock wurde der Turm ergänzt, stürzte jedoch 1798 wieder ein. Die abschließende Einwölbung des Hauptschiffes und der westlichen Seitenschiffjoche erfolgte ab 1511 zusammen mit der Aufrichtung des Hochaltares.

Architekt und leitender Hüttenmeister Conrad von Einbeck